In der Kalligrafie, der Kunst des schönen Schreibens,
geht es mir wie im Leben – die hübsche Hülle allein reicht mir nicht. Eine kalligrafische Arbeit interessiert mich erst dann, wenn sie etwas Verborgenes enthält – eine Geschichte, Erfahrung oder Stimmung, die man nicht durch den Textinhalt erfährt, sondern durch Duktus, eingesetztes Material und das nicht Erzählte, den weißen Raum. Ein schön geschriebenes Wort erregt Gefallen, aber ein Strich der von Freude, Wildheit, Aufregung, Sehnsucht, Suche und verwirrenden Gefühlen erzählt, kann viel länger faszinieren.
Schönheit bedeutet für mich Lebendigkeit. Sie bleibt geheimnisvoll. Immer wieder gibt es etwas zu entdecken, was sich dem flüchtigen Blick nicht offenbart.
Meinen Arbeiten liegt eine Geschichte oder Erfahrung zu Grunde, die ich manchmal gar nicht in Worte fassen und nur durch die Kunst ausdrücken kann. Wenn es mir gelingt, ein Blatt, eine Collage oder eine Leinwand so zu gestalten, dass sie von meinen Gefühlen erzählt und doch ein kleines Geheimnis bewahrt, dann empfinde ich meine Arbeit als schön.
Augustinus formulierte es so: „Das Schöne ist der Glanz des Wahren.“
Marí Emily Bohley, 2008